Anwesend waren in Heidelberg: Baba Akira (Universität Tôkyô, gerade Bonn), Christiane Banse (Heidelberg), Anja Batram (Bochum), Christian Dunkel (Staatsbibliothek Berlin), Jonas Gerlach (Köln), Lisa Hammeke (Bochum), Itô Kaori (Universität Kyûshû, gerade Bochum), Rebecca Mak (Heidelberg), Anica Katzberg (Bonn), Daria Kupis (Bochum), Hans-Martin Krämer (Heidelberg), Till Knaudt (Heidelberg), Robert Kramm-Masaoka (Zürich), Madeleine Maier (Bochum), Martha Menzel (Heidelberg), Morikawa Takemitsu (Luzern), Christian Schimanski (Bochum), Jan Schmidt (Bochum), Shigemoto Yuki (Universität Kyûshû, gerade Bochum), Wolfgang Seifert (Heidelberg), Nora Stifter (Bochum), Detlev Taranczewski (Bonn), Friederike Turowski (Bochum), Melina Wache (Bochum), Yamaguchi Teruomi (Universität Kyûshû, gerade Bochum), Yukawa Shiro (Bonn);
1. Vorstellungsrunde:
Christian DUNKEL von der Staatsbibliothek Berlin wies abermals auf das Digitalisierungsprojekt der StaBi hin und regte an, Wünsche für Testzugänge bestimmter Datenbänke bitte an die StaBi weiterzuleiten. Detlev TARANCZEWSKI beschäftigt sich weiterhin mit dem Projekt „Wasser in Asien“, und arbeitet darüber hinaus zu „Macht und Herrschaft im transkulturellen Vergleich in der Vormoderne“ und den burakumin und deren Vorläufern. Jan SCHMIDT wies auf die „Bibliographie zur historischen Japanforschung“ hin, der er zusammen mit Maik Hendrik SPROTTE betreibt. Inzwischen wurde die „Bibliographie zur historischen Japanforschung“ in das Datenbank-Informationssystem (DBIS) aufgenommen, was uns als Zeichen der Anerkennung unserer Arbeit besonders freut. Im November 2012 konnte zudem der 1100. Datensatz in die Datenbank eingearbeitet werden. Es steht auf der Seite der Bibliographie unter ein Formular zur Verfügung um eigene neue oder allgemein noch in der Datenbank fehlende Titel zu melden.
2. Vorträge:
Der Vortrag von Jonas GERLACH (Köln) „Baugedanke und Missionspolitisches Kalkül der Jôdo shinshû zu Beginn des 20. Jahrhunderts“ befasste sich im Rahmen seiner Dissertation mit den buddhistischen Tempelanlagen in Japan ab der Meiji-Zeit. Das Ziel des Vortrags war es, die herausgearbeiteten Hintergründe für diese neuen Formen der Gestaltung von Tempeln der Jôdo shinshû zu präsentieren und die Folgen, die sich nach Meinung GERLACHS aus der Aufnahme der neuen Elemente ergeben haben, zur Diskussion zu stellen.
In seinem Vortrag gab GERLACH zunächst einen Überblick über die bauhistorischen Entwicklungen buddhistischer Tempel ab der Meiji-Zeit bis zum 2. Weltkrieg. In diesem Zuge ging er auch auf wichtige Personen, wie den Architekten Itô Chûta (1867–1954) und den 22. Hôshu der Jôdo shinshû Nishihonganji-ha, Ôtani Kôzui (1876–1948), ein, die hinter den Tempelbauprojekten steckten, bei denen europäische Bautechniken und Materialien, aber auch indische Stilelemente genutzt worden seien. Zuletzt kam GERLACH auf die Motivation bzw. Hintergründe für die Gestaltung dieser Bauten und die Folgen zu sprechen, die sich seines Erachtens aus den neuen Entwicklungen ergaben.
Als Hintergründe für die Referenzen zu indischer und südostasiatischer Architektur in den neuen Tempelanlagen nannte GERLACH erstens das Selbstverständnis der Jôdo shinshû von sich als universellen Buddhismus, was auch die Tempelbauten widerspiegeln sollten. Außerdem habe die Jôdo shinshû auch in anderen Bereichen stets ihre Verwurzelung auf dem asiatischen Festland betont, um auf ihre Nähe zum „ursprünglichen“ Buddhismus hinzuweisen. Teilweise spiegelten GERLACH zufolge die Tempel auch die politischen Ambitionen der Zeit wieder, wie zum Beispiel durch den Bau der zweiflügeligen Tempelanlage Nishi-honganji Tsukiji-betsuin von Itô Chûta aus dem Jahr 1934, die an westlich-imperialistische Bauten erinnere.
Die Veränderungen am Tempelbau — mit dem Tempelbegriff sei jeweils ein gesamtes Tempelgebiet gemeint — seien also keinem religiösen Programm geschuldet gewesen, sondern hätten, so GERLACH am Schluss, politische, weltliche und taktische Hintergründe. Als Folge sei der religiöse Sinn dieser Bauten verschwunden und nur so hätten buddhistische Bauformen auch an nicht religiösen Bauten erscheinen können, zum Beispiel die Stûpa auf dem Bahnhof von Nara.
Eine der Rückfragen war die nach dem Neuen in der Übernahme von Elementen. Darauf antwortete GERLACH, dass das Neue im Verlorengehen der rituellen Dimension gelegen habe („Bei der Stûpa auf dem Bahnhof kann man nicht mehr um sie herumgehen.“). Neben den Rückfragen zum Inhalt des Vortrags gab es die Anregung nachzuforschen, ob es, wie bei den Nihon-ga, auch in der Architektur nicht nur zu einer einseitigen Übernahme, sondern auch zu Austauschprozessen zwischen Japan und Indien gekommen sei.
Robert KRAMM-MASAOKA (Zürich) stellte mit seinem Vortrag „VD contact tracing und hybride Toiletten: Diskurse und Praktiken der Regulierung von Geschlechtskrankheiten und Intimität während der US-Okkupation Japans“ einen Teil seines Dissertationsprojekts vor. In Anlehnung an die und unter Anwendung von Methoden und Begriffen der postkolonialen Studien untersucht er konkrete Techniken der Regulierung von Prostitution, Sexualität, Intimität und Geschlechtskrankheiten und deren Umsetzung in den alltäglichen Praktiken, um die Komplexität der besatzungszeitlichen Begegnungen zwischen dem Besatzungspersonal und der japanischen Gesellschaft zu verdeutlichen. Eine Untersuchung konkreter Regulierungspraktiken zeige, erstens, dass die Macht- und Herrschaftsverhältnisse, in denen diese Begegnungen stattfinden, denen in früheren kolonialen Formationen ähnelten, jedoch zunehmend durch die neokolonialen Machtverhältnisse während des Kalten Krieges geprägt seien. Zweitens, könne durch den Gegenstand veranschaulicht werden, dass während der Besatzungszeit auch in Bereichen (wie z.B. sanitäre Praktiken der Besatzungstruppen), in denen es weniger zu vermuten ist, kein eindeutiges, eindimensionales Herrschaftsgefälle bestand, sondern eben auch hier bestimmte Handlungsräume und ‑kompetenzen der Besetzten bestanden haben sollen.
Anica KATZBERG (Bonn) behandelt in ihrer MA-Arbeit, die sie mit ihrem Vortrag „Der Filmerklärer — Vergleich zwischen Europa und Japan“ vorstellte, Beruf und Funktion des Filmerklärers, ein nicht nur auf Japan beschränktes Phänomen, das in den 1970er Jahren international als Teil der Filmaufführungskultur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekannt wurde. Sie versuchte dabei die Stellung des Filmerklärers als Institution im Vergleich zwischen Japan und Deutschland zu erläutern. Neben den historischen Ursprüngen verschiedener Projektionstechniken und der Filmerklärer sowohl in Japan als auch in Europa ging KATZBERG näher auf die Funktion des Filmerklärers (jap. benshi) ein. Diese ergab sich dadurch, dass in den zum großen Teil aus Europa importierten Filmen europäische Sitten und Gepflogenheiten dargestellt wurden, die dem japanischen Publikum nicht geläufig waren. Zudem wurden durch den benshi Informationen zum Medium Film an sich und zur Technik der Darstellungsform gegeben. Da die benshi zum Teil sehr große Popularität genossen und durch ihre Erklärungen Einfluss auf den Charakter des Films nehmen konnten, geht KATZBERG davon aus, dass dadurch der Film in den Hintergrund gedrängt und das Rezeptionsverhalten des Publikums beeinflusst wurde.
YUKAWA Shiro (Bonn) befasste sich in seinem Vortrag „Medialität von Quellen aus dem Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit“ mit der Reproduktion einer Quelle als Gegenteil des Originals und der damit einhergehenden Minderwertigkeit dieser Dokumentationsmedien. Ausgehend von einem Aufsatz von Walter Benjamin („Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, 1936 (franz.), 1955 (de.)), in dem der sprachliche Niederschlag epistemischer Grundeinstellungen zu technischen Medien seit dem 20. Jh. und die „Echtheit einer Sache“ behandelt werden, stellte YUKAWA die Frage, was mit einem Medium geschieht, wenn nur noch die Reproduktion selbiger existiert. Vor dem Hintergrund der rapide anwachsenden Anzahl von Medien und der problematischen Dauerhaftigkeit selbiger stellte YUKAWA einige Problemfelder vor. 1) Die Rekonstruktion der Herkunft ist bei vom Original entkoppeltem Besitz einer Reproduktion problematisch. 2) Bei Verfall von Medien ist ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr beurteilbar, ob es als Unikat vorliegt. 3) Die Dokumentation von Medien (Was liegt wo?) ist nicht vollständig.
Als Ideal stellt YUKAWA vor, dass so viel wie möglich digitalisiert, konserviert, archiviert und somit tradiert würde. Jedoch mangele es an einer Sensibilität für die Problematik, Geld und Zeit für die Umsetzung entsprechender Maßnahmen, an Interesse, Netzwerken, Fachwissen für Archivierung, Wille und Geduld. Als Problemlösung regt YUKAWA dazu an, eine intensivere Beschäftigung mit Theoremen und Methoden zur Nutzbarmachung von Bildquellen usw. zu entwickeln und Materialien, Interessen und Interessierte besser zu vernetzen. YUKAWA zog als Beispiel seine Bemühungen in der Bonner Japanologie um den Nachlass von Friedrich M. Trautz heran.
In der anschließenden Diskussion kamen zunächst Fragen zur Realisierbarkeit auf (Wo anfangen? Was aufheben? Alles, was heute existiert könnte irgendwann von historischem Interesse sein). Es wurde vorgeschlagen, auch Finanzierungsmöglichkeiten von japanischer Seite ins Auge zu fassen und dazu angeregt, dass zunächst ein Überblick über Quellen/Medienbestände in Deutschland geschafft werden sollte. Auch eine Schärfung für die Bedeutung der Materialien sollte angestrebt werden, da nur eine steigende Bedeutung derer als Schlüssel für Finanzierungsmöglichkeiten diene. Zudem wurde über die Vereinbarkeit des „Nostalgischen des Auratischen“ eines Mediums mit einem für ein solches Großprojekt doch notwendigen Pragmatismus diskutiert.
Christiane BANSE (Heidelberg) befasst sich in ihrer MA-Arbeit, die sie mit ihrem Vortrag „Christentumkritik im Japan des späten 19. Jahrhunderts am Beispiel der Jôdo-Shinshû“ vorstellte, mit den Gründen und Strategien der Christentumkritik der Jôdo-Shinshû (im Folgenden JS) im späten 19. Jahrhunderts mit Fokus auf die Person Shimaji Mokurai (1838–1911). Die Möglichkeit, dass an die Christentumskritik des 17. Jh (1690 Ha daisu, 1639 Kirishitan monogatari, 1642 Ha kirishitan) angeknüpft wurde, verwirft BANSE mit Hinweis auf nicht vorhandene Schriften der JS unter den erhaltenen Kritikschriften. Stattdessen werden von Shimaji folgende, auf Aussagen des JS-Priesters Gesshô (1603–1868) basierende, Kritikpunkte angeführt: Das Christentum bedrohe das Land, der Buddhismus diene als geistiges Bollwerk. Der im Zuge der Meiji-Restauration an Bedeutung verloren habende Buddhismus wird so durch die Christentumskritik in seiner existenziellen Rolle bestärkt. Shimajis Involvierung in den christentenfeindlichen Verlag Tetsugaku shôen lassen laut Banse dabei annehmen, dass sein Einfluss größer war als bisher angenommen. BANSE sprach im Weiteren sowohl einige inhaltliche Punkte von Shimajis Kritik an, die eine gewisse Kontinuität zu der des 17. Jhs. aufweisen als auch seine Rezeption westlicher Denker wie Henry Ball und Ernest Renaud an.
In der Diskussion merkte Wolfgang SEIFERT zunächst an, dass die Christentumskritik auch als Ideologiekritik gewertet werden könnte. Das Christentum würde in dem Kontext als Vorwand der westlichen Mächte gelten, um in Japan Fuß fassen zu können. Einem ähnlichen Argumentationsmuster folgten schon Denker im 19. Jh. wie Aizawa Seishisai. Martha MENZEL regte an, auch nach einer Veränderung in Shimajis Einstellungen zu seinem Lebensende hin suchen, da ab 1911 die Gefahr einer Christianisierung Japans gebannt war. Till KNAUDT fragte nach dem Verständnis der JS der Konzepte Staat und Religion, da für Shimaji Lehre und Politik zwar zusammen gehören sollten, die Gründung des Religionsministeriums 1872, das eine Trennung eben jener beiden Bereiche durchsetzte, jedoch durch ihn mitgetragen wurde. Hans Martin KRÄMER interessierte sich für den Unterschied der Rezeption der katholischen und protestantischen Kirche bei Shimaji, woraufhin BANSE antwortete, dass Shimaji die protestantischen Strömungen tendenziell befürwortete, die katholischen jedoch kritisierte (rituell, abergläubisch usw.). YAMAGUCHI Teruomi, der selbst gerade an einer Biographie Shimajis arbeitet, merkte an, dass Shimaji in vergleichsweise geringem Maße Gessho rezipiert habe und die Kritik immer in ihrer Funktion, nämlich der Aufwertung der eigenen Lehre, gesehen werden müsse. Zudem habe Shimaji 1872 in Deutschland gelebt, was ihm den Ruf eines „Christenkenners“ einbrachte und bei einer Einordnung der Bedeutung seiner Person berücksichtigt werden müsse.
MORIKAWA Takemitsu (Luzern) behandelt in seinem Vortrag „Ren’ai / Irokoi. Entdifferenzierung der Liebessemantik und verstärkte Stratifizierung der Gesellschaft in der Meiji- und Taishô-Zeit“ das Begriffspaar iro-koi und ren’ai, dessen Entsprechung in der Stratifizierung der Gesellschaft der Meiji- und Taishô-Zeit anzufinden sei. Er beruft sich dabei auf die Liebesdefinition nach Niklas Luhmann, der Liebe als Medium neben Macht und Geld sieht, das für bestimmte Kommunikationsprozesse in der Gesellschaft vorgesehen und nur in bestimmten Bereichen einsetzbar ist. Diese Medien dürfen nicht im falschen Umfeld angewandt werden, z.B. führe Geld in der Politik zu Korruption, Geld in der Beziehung zu Prostitution usw. Die Familienreformen der Meiji-Zeit, die unter dem Leitsatz bunmei kaika („Zivilisation und Aufklärung“) standen, wurden von Meiji-Intellektuellen wie Mori Arinori getragen, die das Ende der Edo-Zeit als Phase des moralischen Verfalls werteten. Andere wie Kitamura Tôkoku sprachen sich für die Vernunft und gegen die Lust aus und führten im Rahmen dessen als Negativbeispiel die iro-koi-Liebe der Edo-Zeit an. Der ren’ai-Boom der Meiji-Zeit, der sich laut MORIKAWA vor allem in der Literatur widerspiegelte (Passion hat keine Sprungkraft im Begriffsfeld der Zivilisation, keine Kraft, die Grenzen des segmentären Systems der Familie zu überwinden), zeigt dabei immer wieder das Gefälle von ren’ai zu iro-koi auf, wobei der Geist über dem Körper, das Denken über dem Fühlen steht und somit ren’ai als nicht universell praktizierbares Ideal produziert, das sich in der Stratifizierung der Gesellschaft widerspiegelt. Dies zeigt sich auch geografisch, wenn der Yamanote-Bezirk Tokyos mit ai, der Shitamachi-Bezirk mit iro identifizeirt wird.
Hans Martin KRÄMER fragte in der anschließenden Diskussion, was in 20 Jahren zwischen den Diskussionen um den Zivilisationsgedanken, der die Ausbreitung eines Passionsgedanken verhinderte (z.B. in der Meiroku zasshi) und den Romanen geschah. MORIKAWA antwortete, dass auch in den Romanen der bunmei-Begriff noch zentral, die Semantik von 20 Jahren zuvor also noch einflussreich war. Robert KRAMM merkte an, dass Liebe und Sex als Semantikpaar zu funktional gedacht sei, da Prostitution in der Moderne nicht illegitim war. Hier eine moralische Konstante zu konstatieren sehe er als problematisch an. Jan SCHMIDT regte dazu an, die Quellenbasis auszuweiten und auch Zeitungen mit in die Analyse einzubeziehen, woraufhin MORIKAWA auf die hohen Leserzahlen der Romane und somit auf ihre ausreichende Repräsentativität verwies.
3. Abschlussdiskussion:
Auf der Tagesordnung der Abschlusssitzung am Sonntag standen vor allem folgende drei Punkte:
1. Klärung ob der halbjährliche Turnus der Initiativetreffen fortgesetzt werden soll;
2. Frage nach der Transparenz in der Organisation der Initiativetreffen;
3. Soll sich die Initiative „professionalisieren“, d.h. stärker bestimmte Leitthemen in den Vordergrund stellen, oder bei der bisherigen lockeren Themenwahl bleiben?
Zu Beginn wurde nach der entsprechenden Frage festgestellt, dass die meisten Anwesenden den halbjährlichen Turnus gerne beibehalten wollen. Jan Schmidt eröffnete dann die Diskussion mit der Feststellung, dass wohl verschiedentlich von außen der Eindruck entstanden sei, dass sich in der Initiative ein „inner circle“ etabliert habe bzw. diese von einem solchen geleitet würde. Es sei dem gegenüber natürlich wichtig, die Organisation der Initiativetreffen so transparent und basisdemokratisch wie möglich zu gestalten. Dazu sollten die schon vorhandenen Infrastrukturen, wie z.B. die Homepage, noch stärker genutzt werden, als es in letzter Zeit der Fall war. Schmidt wies aber auch darauf hin, dass alleine ein Blick in die Liste der bisherigen OrganisatorInnen und der TeilnehmerInnen der vergangenen Treffen zeige, dass die Initiative nach der Gründung durch Thomas Büttner, Hans Martin Krämer, Tino Schölz, Maik Hendrik Sprotte und ihn selbst sehr schnell und kontinuierlich auf sehr vielen Schultern geruht habe und dass die Entscheidungen im Konsens der Teilnehmenden entstanden seien, eine Dominanz Einzelner also eher ein Problem der Wahrnehmung von außen sei. Kritiker waren und seien auch weiterhin immer willkommen, nur sollten diese dann im Gegenzug auch regelmäßig bzw. überhaupt an den Treffen teilnehmen und sich organisatorisch entsprechend einbringen, da die einzige Bedingung, die für eine Mitsprache stets von allen Beteiligten im Konsens akzeptiert wurde, die wiederholte Teilnehme und organisatorische Mitarbeit sei. Die Möglichkeit, sich inhaltlich einzubringen bestehe dabei über die Mailingliste der Initiative, „Initiative-Nihonshi“, zu der sich alle Interessierten jederzeit anmelden könnten, ohne dadurch irgendwelche Verpflichtungen einzugehen (derzeit 71 Abonnenten; die Liste ist lediglich moderiert, um Spam-Mails zu verhindern, alle anderen Beiträge werden zeitnah freigeschaltet). Weiter sei es wichtig, auch „Nicht-Japanologen“ in die Organisation der Initiative zu integrieren. Es sei beispielsweise schon vorgeschlagen worden, den Austragungsort in Museen zu verlegen beziehungsweise mit Museen stärker zu kooperieren. Zudem müsse immer wieder betont werden, dass die Initiative kein alleiniges Treffen von Japanologen sei, sondern sich prinzipiell an alle richte, die zu Facetten der japanischen Geschichte, in welcher Disziplin auch immer beheimatet, arbeiteten. Es wurde auch eine stärkere Betonung von „Themenblöcken“ vorgeschlagen. Zum Thema „Themenblock“ schlug Christiane Banse ein Mischsystem aus Theorie- und Vortragsblöcken vor. Dieses Mischsystem sei allerdings ohne eine stringente Organisationsdisziplin nicht möglich. Eher kritisch sah Marta Menzel die Festlegung auf bestimmte Themenblöcke, da so leicht ein Trend zu Themenkonstruktion entstehen könne. Robert Kramm-Masaoka schlug vor, eher ein System eines Werkstattberichts von Forschungsprojekten mit begleitender Textlektüre einzuführen. Jan Schmidt entgegnete, dass die vorbereitende Lektüre zu japanologischen Werkstattberichten zwar an sich eine gute Idee, aber wenig praktikabel sei. Hans Martin Krämer fasste die Methode der Organisation der ersten Initiativetreffen zusammen, wonach die Initiative wesentlich weniger ?konferenzlastig? gewesen sei, eine Zielsetzung, die, das zeigte die Zustimmung während der Diskussion, nach wie vor den Interessen der Mehrheit der TeilnehmerInnen zu entsprechen scheint. So habe es ursprünglich nur vier 90-Minutenblöcke gegeben, wovon ein Block bereits für die Inforrunde verbraucht worden sei. Einer dieser Blöcke sei für ein Inputreferat reserviert gewesen, das eine Diskussion habe anstoßen sollen, worauf drei weitere Vorträge gefolgt seien, für die man sich aber mehr Zeit habe nehmen könne. Lisa Hammke betonte die Notwendigkeit der Integration von B.A.-Studierenden in die Initiative, sowie die Möglichkeit des Austauschs der Studierenden untereinander. Jan Schmidt betonte den Willen, für das nächste Treffen einen eigenen, der Initiative vorgeschalteten „Youngster-Workshop“ zu organisieren, was bereits beim 19. Treffen in Tübingen Harald Fuess vorgeschlagen hatte. Kritische Argumente waren seitens einiger Studierender, dass man nicht in einen separaten Workshop wegkomplimentiert werden wolle. Außerdem, so Adrian Gärtner, sei das Spezialistenfeedback und die Vortragssituation eine gute Gelegenheit, um einmal in den ?echten? akademischen Betrieb reinzuschnuppern. Yamaguchi Teruomi betonte abschließend, dass ein erfolgreicher Austausch der Generationen nur durch die Integration von jungen Mitgliedern in die Initiative möglich sei. Die jungen Mitglieder könnten dann einmal das Erbe der jetzigen Initiative antreten. Die Anwesenden beschlossen hierauf, die Diskussion um das Profil der Initiative erst einmal in Ruhe fortzusetzen um einen möglichst basisdemokratischen Konsens erzeugen zu können. (Protokoll: Christiane Banse, Anja Batram, Till Knaudt, Robert Kramm-Masaoka, Jan Schmidt) |